Donnerstag, 14. Juli 2016

Letzter Eintrag aus Tansania


Nun sind es noch 3 Nächte. Die Zeit rast und trotzdem ist in letzter Zeit so unglaublich viel passiert. Ich kann es auch noch nicht so wirklich realisieren, dass ich diesen Ort nun bald für eine sehr lange Zeit verlassen werde und ihn auf jeden Fall nie mehr so Wiedersehen werde, wie er nun ist.
Die letzte Schulzeit war die Beste. Es lief alles rund, der Techniker war endlich mal da und hatte die Computer und Laptops repariert, sodass nun alle funktionieren. Auf der einen Seite hat es mich sehr geärgert, dass alles immer so lange dauert, denn wir haben schon von Anfang an gesagt, dass es gut wäre, wenn sich mal wer die Geräte anschauen kann. Auf der anderen Seite haben die neuen Freiwilligen so einen guten Start.
Der German Club war am Ende auch sehr gut und hat uns großen Spaß gemacht. Wir haben uns mit einer festen Schüleranzahl von 12 Personen einmal in der Woche getroffen. Dort haben wir Memory gespielt, Vokabelkarten gemalt, gemeinsam gezählt und gesungen. Den Schülern hat es auch viel Spaß gemacht und am Ende hatten wir sogar einen kleinen gemeinsamen Ausflug. Hier in der Nähe gibt es ein Dorf namens Kidia. Dort ist vor rund 100 Jahren die erste Kirche Tansanias gebaut worden von deutschen Missionaren. Ein Pastor hatte und die kleine Kirche gezeigt und noch ein wenig historisches erzählt. Das war sehr interessant, aber einiges wussten die Schüler auch schon. Wir hatten nämlich die Tage vor dem Ausflug gemeinsam einen Zeitstrahl entworfen. Von den Anfängen der Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit. Eine wichtige Rolle hat Bruno Gutmann gespielt. Er war mit Erbauer der Kirche und einer der ersten deutschen Missionaren in der Region Kilimamscharo. Sein Enkel hat vor Kurzem ein Buch veröffentlicht, in dem er das Leben und Arbeiten seines Opas schildert. Bruno hatte nämlich die Bibel übersetzt, sodass die Menschen sie hier verstehen konnten. Zu der Zeit gab es die Sprach Kisuaheli auf dem Festland Tansanias noch nicht. Jeder Stamm sprach seine eigene Sprache und so konnten die Menschen von unterschiedlichen Regionen sich nicht miteinander unterhalten. Erst dir Missionare sorgten dafür, dass es eine einheitliche Sprache gab.
Nachdem wir im Gemeindehaus alle zusammen gegessen hatten, ging es zu einem Wasserfall. Hier gibt es einige Wasserfälle, aber in der Regenzeit ist es gar nicht so einfach, dort hinzukommen. Die Wege sind extrem rutschig und richtig Halt hat man auf den schmalen Pfaden auch nicht. Es war daher nicht so einfach zu dem Wasserfall hinzukommen, aber als wir da waren, war es sehr schön. Es war ein wirklich toller Tag. Der Transport und das Mittagessen wurde von der IGS Linden, der Partnerschule in Hannover finanziert, anders wäre der Tag auch nicht möglich gewesen. Es ist schade, dass man in Deutschland in der Schule nicht wirklich diesen Teil der deutschen Geschichte lernt. Obwohl Tansania und Deutschland soweit auseinander liegen, haben wir trotzdem eine gemeinsame Vergangenheit, zumindest einen Bruchteil. Auch wenn es ein paar positive Aspekte in der Kolonosierung und Missionierung gibt, wie die obengenannte Einführung der gemeinsamen Sprache, war sie dennoch größtenteils sehr brutal und auch kaltblütig. Dennoch ist es wichtig, auch über diesen Teil der Geschichte bescheid zu wissen.
In der ersten Juni Woche gab es dann wieder Exame. Diese Tage sind nie wirklich spannend, weil wir einfach nur im Klassenzimmer sein müssen und aufpassen,dass keiner vom anderen abschreibt. Wir waren allerdings noch T.O.D = teacher on duty. So waren wir abends die letzten die die Schule verlassen, die Schüler in die Schlafräume begleitet und die Räume abgeschlossen haben. Momentan ist hier Winter und daher sind die Abende und Nächte hier oben extrem kalt. Wir waren sehr froh, als diese Woche vorbei war. Zudem haben wir uns auch sehr auf unseren letzten Urlaub gefreut. Nachdem alle Exame geschrieben worden waren, wurde die Schule für einen Monat geschlossen. Diese Zeit nutzten wir, um ein letztes Mal zu reisen. Es ging von der Hauptstadt Dodoma nach Iringa und Mbeya und danach an den Lake Nyasa. Von dort aus sind wir nach Dar es Salaam gefahren. Madelaine ist von dort 2 Wochen nach Südafrika geflogen, um einen Teil ihrer dort lebenden Familie zu besuchen und ich habe an dem selben Tag meine Eltern und meinen Bruder vom Flughafen abgeholt. Aber alles der Reihe nach...
Am letzten Tag in Moshi war ich noch beim Frisör und habe mir meine Haare pflechten lassen, um genau zu sein,waren sie gekordelt. Mir wurden 4 Packungen Extensions in meine Haare eingearbeitet und das ganze hat 6 Stunden gedauert. Teilweise wurde echt doll an meinen Haaren gezogen und dann auch noch von beiden Seiten aber das Ergebnis fand ich gar nicht so schlecht. Ich hatte sie 2 Wochen drin. Irgendwann juckt nämlich schon ziemlich die Kopfhaut und es sieht auch nicht mehr so schön aus. Aber es war eine schöne Erfahrung.
Wir sind am 8. Juni morgens um 6 Uhr mit dem Bus nach Dodoma gefahren. Die Stadt wurde 1907 von deutschen Kolonialisten gegründet und liegt sehr zentral im Land. Sehr lange Zeit war Dar es Salaam die Hauptstadt, aber seit 1966 ist es die relativ kleine und überschaubare Stadt Dodoma. Wohl auch hauptsächlich deshalb, damit die Infrastruktur des Hinterlandes besser ausgebaut wird. Der Regierungssitz befindet sich allerdings immer noch in Dar. Als Hauptstadt ist Dodoma auch ein Witz. Es gibt so gut wie kein mehrstöckiges Gebäude und keinerlei Hauptstadt- Flair. Dennoch waren unsere 2 Tage sehr schön. Am 2. Tag haben wir abends durch Zufall ein deutsches Ehepaar kennen gelernt. Die beiden machen im Süden Tansanias Urlaub. Sie haben sich einen Jeep gemietet und fahren von Nationalpark zu Nationalpark. Am nächsten Morgen wollten sie wie wir auch nach Iringa und haben uns daher mitgenommen - sehr nett! Es war meine angenehmste Langstrecken- Fahrt in Tansania. Sonst sind wir immer in Reisebussen gefahren und nach 10 Stunden tut einem einfach nur noch alles weh. In die Bergstadt Iringa sind wir über 6 Stunden gefahren. Die Landschaft war sehr kurvig und hügelig, aber es standen auch unglaublich viele Baobab Bäume an der Straße. Als wir nachmittags in der Stadt ankamen, trennten sich unsere Wege und wir sind bei Freiwilligen aufgenommen worden. Über Ecken hatten wir die Nummer von den WG Bewohnern bekommen und es war kein Problem, dass wir das Wochenende über da waren. Iringa war wirklich sehr schön. Wir schauten uns den Markt an und wir kauften und beide einige Schuhe. Abends aßen wir in einem kleinen Restaurant, wo es angeblich die Beste Pizza in Iringa geben soll. Die Inhaberin ist Italienerin und macht ihre Nudeln und Co alles selber. Dort trafen wir das Kölner Ehepaar wieder. Das Restaurant gehörte zu einem alten Kloster was nun als Hotel umgebaut war. Es war sehr schön dort, da es auch einen kleinen angelegten Garten gab. Die beiden luden uns spontan zum Essen ein und es war ein sehr schöner Abend. Am nächsten Tag gingen wir auf einen der zahlreichen Felsbrocken die um die Stadt herum liegen. Dort hatte man einen tollen Ausblick auf die Stadt. Wir hatten die Musik Box mit und lagen dort ein paar Stunden. Die Sonne schien und es war recht windig. Abends probierten wir einen Griechen aus. Das Essen war unglaublich lecker aber auf einmal wurde mir so schlecht und schwindelig, dass ich mich hinlegen musste. Mein Gesicht war extrem gerötet. Ich hatte einen Sonnenstich. Der Wind oben auf dem Felsen war sehr tückisch und so hatte ich die Sonne ziemlich unterschätzt. Nachts wurde es auch in Iringa verdammt kalt und so war es schön, sich mal ein wenig in der Sonne aufzutanken, aber das war abends nicht so witzig. Nach einer Stunde ging es zum Glück wieder, aber der Abend war leider gelaufen. Den Sonntag sind wir dann etwas ruhiger angegangen, aber es ging mir wieder gut. Wir haben schön gefrühstückt und nachmittags in einem Café gelesen. .nächsten Tag sind wir nach Mbeya gefahren mit dem Bus. Auch die Stadt war sehr schön, doch es wurde nachts halt schon sehr sehr kalt. Wir hatten beide zwei dicke Wolldecken. Tagsüber haben wir uns auch die Stadt angeschaut und haben eine Lodge besucht. Wir wollten dort eigentlich nur schwimmen, aber es war so schön da. Man hatte einen sehr weiten Blick auf's Land raus und das Grundstück war sehr schön angelegt. Wir haben uns in den Schatten gelegt, gelesen, geschwommen und haben uns Cocktails gegönnt. Ein sehr schöner Tag. Am nächsten Tag wollten wir eigentlich morgens kurz Zugtickets besorgen und dann ein wenig in der Umgebung wandern gehen. Das kann man in Mbeya sehr gut, da es dort auch einen Kratersee gibt, den man sich unbedingt anschauen muss. Leider hatte das nur alles nicht so geklappt. Wir wurden 2mal in den falschen Dalla gesetzt und mussten dann am Bahnhof noch so lange reden und diskutieren, da der Mann am Schalter sehr schlecht englisch sprach. Es gibt in Tansania nämlich 2 Bahnlinie und die eine geht von Mbeya nach Dar mit dem Nachtzug. Das wollten wir ausprobieren, zwar brauchte der Zug länger als der Bus, aber wir hatten mehr Freiraum und sind über Nachtht gefahren, sodass es so gesehen nicht schlimm war, dass der Zug länger brauchte. Die Tickets waren am Ende reserviert, aber es war sehr schade, dass es dann zu spät war, um zum See hochzuheben.
Nach der Zeit in Mbeya sind wir an den Lake Nyasa gefahren. Dort war es sehr sehr schön. Die Fahrt war zwar lang und schmerzhaft, weil man sich um engen Bus nicht bewegen konnte. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Als wir angekommen sind, war's schon dunkel, aber dafür war der nächste Morgen umso schöner. Die Unterkunft war direkt am Wasser, der See ist umgeben von bergen und die Sonne schien. Wir waren viel schwimmen, haben Cocktails getrunken und waren abends schön Fisch Essen. Nach 3 Tagen sind wir wieder nach Mbeya gefahren. Von dort fuhr der Zug zum Glück rechtzeitig ab und die Fahrt war echt schön. Wir waren in einem Vierer Abteil, hatten eine Matratze und nette Mitfahrer. Die Fahrt ging 26h, aber sie war viel angenehmer als die Reisebusse. Nachmittags kamen wir in Dar an und wurden auch gleich von Freiwilligen freudig aufgenommen. Sie Tage in Dar waren echt schön, wieder viel wärmer als in Iringa und Mbeya. Wir haben noch einige Klamotten und Souvenirs gekauft, den botanischen Garten angeschaut und lagen viel am Strand. Am 24. Ist Madelaine für 2 Wochen nach Südafrika geflogen, um ihre Familie dort zu besuchen. Bei mir sind meine Eltern und mein Bruder nachts gekommen. Ich war das letzte mal zur Abi Prüfung so aufgeregt. Sie wussten nicht, dass ich sie abhole, da wir abgemacht hatte, dass ich in der 2. Woche dazu komme. Es war so schön, sie wieder zu sehen. Wir waren 5 Tage in Dar es Salaam, sind dann mit der Fähre nach Sansibar gefahren und nach einer Woche nach Arusha geflogen. Dort haben wir eine Safari und eine Kaffee Tour gemacht. Danach ging es noch für ein paar Tage nach Moshi. Ich haben ihnen mein Zuhause und meinen Arbeitsplatz gezeigt. Abends haben wir mit Mr Shayo, unserem Mentor abends Königsberger Klöpse gegessen. Papa hatte rote Beete und Kapern aus Deutschland importiert. Das war echt ein schöner Abend. Am 11. Juli kam Madelaine wieder und sie hat meine Eltern noch kennen gelernt. Diese sind nachts dann geflogen. Die Zeit ging so schnell vorbei, aber es war auch so schön, dass sie da waren.
Nun haben wir uns noch eine lange To- Do Liste geschrieben. Die letzten Dinge einkaufen, von jedem verabschieden. Heute Abend schlachten wir zum Abschied noch eins von unseren Hühnern. Morgen ist Abschieds Feier in der Schule und abends noch bei uns zu Hause mit Lehrern und Freiwilligen aus der Stadt. Samstag genießen wir dann das letzte mal frisch gemahlen Arabica Kaffee in Moshi und dann geht's abends an den Flughafen. Ich bin so aufgeregt, traurig, freue mich auf zu Hause, möchte aber auch nicht weg hier. Irgendwie hänge ich zwischen den Welten. Dieses Gefühl lässt sich nicht wirklich in Worte fassen. Es war so ein schönes Jahr, so ein vielseitiges Land und ich habe die Menschen hier alle so lieb gewonnen.